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reshoring · 09 Mai 2025

Reshoring in der IT-Industrie: Europa am Wendepunkt der digitalen Souveränität

In einer Welt, die sich zunehmend durch geopolitische Spannungen, Lieferkettenunterbrechungen und Sicherheitsbedenken auszeichnet, gewinnt ein Begriff im digitalen Sektor rasant an Bedeutung: Reshoring. Als Rückverlagerung zuvor ausgelagerter digitaler Dienstleistungen in die Heimatregion steht dieser Trend für eine fundamentale Neuausrichtung der globalen Tech-Landschaft. Doch was bedeutet das konkret für Europa und seine digitale Zukunft?

Die aktuelle Herausforderung: Ein digitaler Paradigmenwechsel

Die vergangenen Jahre haben deutlich gemacht, wie anfällig globale Strukturen sein können. Die COVID-19-Pandemie legte Schwachstellen in internationalen Lieferketten offen, während der Ukraine-Konflikt und wachsende Spannungen zwischen den Großmächten die geopolitische Unsicherheit verstärkten. Im digitalen Bereich kommen spezifische Herausforderungen hinzu:

  • Datensicherheit und -souveränität: Die Frage, wo und unter welcher Jurisdiktion Daten gespeichert werden, ist kritischer denn je

  • Regulatorische Komplexität: Mit der DSGVO und weiteren Regelwerken werden lokale Compliance-Anforderungen immer anspruchsvoller

  • Technologieabhängigkeiten: Die Dominanz nicht-europäischer Tech-Giganten hat strukturelle Abhängigkeiten geschaffen

  • Fachkräftemangel: Jahre des Outsourcings haben zu Kompetenzlücken in europäischen Tech-Ökosystemen geführt

Diese Entwicklungen zwingen Unternehmen und politische Entscheidungsträger zum Umdenken. Kosteneinsparungen durch Offshoring werden zunehmend gegen Risikominimierung, Kontrolle und strategische Unabhängigkeit abgewogen.

Chancen für Europa: Vom Nachzügler zum Vorreiter

Was zunächst als Herausforderung erscheint, birgt immense Chancen für den europäischen Wirtschaftsraum:

  • Digitale Souveränität stärken: Europa kann eigene technologische Kapazitäten aufbauen und Abhängigkeiten reduzieren

  • Innovation fördern: Lokale Tech-Ökosysteme begünstigen engere Zusammenarbeit zwischen Forschung, Entwicklung und Anwendung

  • Wertschöpfung vor Ort: Qualifizierte Arbeitsplätze und digitale Kompetenz bleiben in der Region

  • Datenschutz als Wettbewerbsvorteil: Europas hohe Standards können zum globalen Alleinstellungsmerkmal werden

  • Kritische Infrastrukturen sichern: Bessere Kontrolle über systemrelevante digitale Dienste und Netzwerke

Bei scalewerk.io beobachten wir bereits, wie Unternehmen vermehrt nach europäischen Technologiepartnern suchen, die nicht nur geografisch, sondern auch regulatorisch und kulturell näher sind.

Ausblick: Die nächsten fünf Jahre

Der Reshoring-Trend im Digitalbereich wird in den kommenden Jahren weitreichende Veränderungen mit sich bringen:

  • Hybride Modelle werden dominieren: Eine vollständige Rückverlagerung aller digitalen Dienste ist unrealistisch. Vielmehr werden strategisch wichtige Komponenten zurückgeholt, während standardisierte Dienste weiterhin global bezogen werden.

  • Automatisierung macht Reshoring wirtschaftlicher: Fortschritte in KI und Robotik reduzieren den Kostenvorteil von Niedriglohnländern und machen lokale Produktion attraktiver.

  • Neue Formen der Zusammenarbeit: „Friendshoring" – die Verlagerung in befreundete Länder statt vollständiger Rückkehr – wird zum pragmatischen Mittelweg.

  • Massive Investitionen in Bildung: Um den steigenden Bedarf an lokalen Tech-Talenten zu decken, werden Bildungsinitiativen und Umschulungsprogramme an Bedeutung gewinnen.

  • Politische Weichenstellungen: Die EU und nationale Regierungen werden durch Anreize, Regulierungen und strategische Investitionen den Reshoring-Prozess aktiv gestalten.

Fazit: Reshoring als Chance begreifen

Der aktuelle Reshoring-Trend ist mehr als eine kurzfristige Reaktion auf globale Krisen – er markiert eine strategische Neuausrichtung der digitalen Wirtschaft. Für Europa bietet sich die historische Chance, verlorenes Terrain zurückzugewinnen und digitale Souveränität zu erlangen.

Entscheidend wird sein, dass wir nicht in protektionistische Reflexe verfallen, sondern die Rückverlagerung digitaler Kompetenzen als Teil einer offenen, aber strategisch klugen Positionierung verstehen. Die Unternehmen, die diesen Wandel frühzeitig erkennen und aktiv mitgestalten, werden die Gewinner der neuen digitalen Landkarte sein.

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Wie steht Ihr Unternehmen zum Thema Reshoring? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und kontaktieren Sie uns für ein persönliches Gespräch darüber, wie wir Sie bei der Stärkung Ihrer digitalen Souveränität unterstützen können.

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